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Tauberbischofsheim 2015
Tablets und Apps wohin man schaut
Medienkompetenztage in Tauberbischofsheim: Rund 200 Lehrkräfte informierten sich am 30. Juni 2015 über den Einsatz digitaler Medien in der Schule
Mehr als 200 Pädagogen aus dem nördlichen Baden-Württemberg kamen zu den Medienkompetenztag nach Tauberbischofsheim-Distelhausen, um sich über die Einsatzmöglichkeiten von digitalen Medien zu informieren. Das Kreismedienzentrum Main-Tauber-Kreis (KMZ) veranstaltete bereits zum siebten Mal in Folge zusammen mit den benachbarten Medienzentren und der Initiative Kindermedienland die „Distelhäuser Medienwerkstatt“.
"Jugendliche auf diese veränderte Welt vorbereiten"
Im Beisein von Schulamtsdirektorin Gabriele Sengstock, Staatliches Schulamt Künzelsau, und dem Leiter des Medienzentrums, Ulf Neumann, stimmte Wolfgang Kraft, Direktor des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf das Thema "Medienbildung in Baden-Württemberg: Wohin geht die Reise?" ein. Dabei betonte er, dass Medienpädagogik nur dann gelingen kann, wenn die Technik der Pädagogik folgt, es also eine Primat der Pädagogik gebe. Eines sei offensichtlich: Die Reise gehe hin zu immer weiterer Digitalisierung, zu Big Data und neuen Bildungstechnologien. Dabei müssten sich auch die Schulen auf die veränderten Bedingungen einer digitalisierten und mediatisierten Welt einstellen. „Es ist sehr wichtig, dass wir die Menschen und vor allem die Jugendlichen auf diese veränderte Welt vorbereiten, dass wir ihnen Werkzeuge an die Hand geben, wie sie sich in dieser Welt verantwortlich für sich selbst – aber auch gegenüber ihren Mitmenschen bewegen können“. Baden-Württemberg greift mit den neuen Bildungsplänen, die ab 2016 in Kraft treten, diese Entwicklungen auf und führt die Leitperspektive Medienbildung verbindlich in allen Fächern und Klassenstufen ein. Darüber hinaus wird es einen Basiskurs Medienbildung in Klasse 5 geben, der einheitliches Grundlagen-Wissen bei allen Schülerinnen und Schülern schaffen soll. „Um Sie bei der Umsetzung dieser Leitperspektive zu unterstützen, bereitet das LMZ derzeit zahlreiche Angebote vor. Dazu gehören Beratung vor Ort durch medienpädagogische Berater/innen, dazu gehören Medien zum Einsatz im Unterricht, dazu gehören fachspezifische Unterrichtseinheiten und Umsetzungsbeispiele für den Basiskurs und vieles mehr“.
Viele der Teilnehmer/innen haben bereits Tablet-PCs im Einsatz
Die Teilnehmer/innen der Distelhäuser Medienwerkstatt hatten bei über 20 Workshops die Qual der Wahl. Wir wollten deshalb wissen, mit welchen Erwartungen die teilnehmenden Lehrkräfte zur Distelhäuser Medienwerkstatt gekommen waren. Christoph Stockert von der Elly-Heuss-Knapp-Werkrealschule in Heilbronn wollte wissen, wie er das iPad im Unterricht einbinden kann. Eine Kollegin von der Winterhauchschule Waldbrunn interessierte sich besonders für den Einsatz der Präsentationssoftware Prezi im Unterricht. Erika Romacker von der Werkrealschule Tauberbischofsheim setzt ihr Tablet bereits für die Unterrichtsvorbereitung und Notenverwaltung ein. Jetzt wollte sie noch lernen, wie sie aus dem Tablet eine voll funktionstüchtige Dokumentenkamera machen kann.
Zu den Kurzinterviews mit den Teilnehmern und Referenten
Praktische Tipps für die neue „Leitperspektive Medienbildung“
Angesichts der bevorstehenden neuen Bildungspläne 2016 mit der neuen „Leitperspektive Medienbildung“, fragen sich viele Lehrkräfte, wo man als Lehrer/Lehrerin, Team und ganze Schule ansetzen soll. Der Workshop „Erste Schritte in der Medienwelt“ gab einige Antworten darauf. Referent Dirk Heymel vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) zeigte viele Möglichkeiten für den Unterricht, für die Schulplanung und für das schulische Umfeld auf.
Dabei stellte er die Angebote des Landesmedienzentrums vor, welche die Lehrer/innen auf die neuen Bildungspläne vorbereiten. Dazu zählen Handreichungen zum Medienentwicklungsplan (MEP) online, das Medienbildungskonzept, der Medienthemenplan, ein Zeitplan für Schulen sowie eine Vorlage für Unterrichtsideen. Danach durften die Teilnehmer eine Deutschstunde der 3./4. Klasse zum Thema „wörtliche Rede“ mit medienbildnerischem Inhalt durchspielen. Die Aufgabe: zu einem kurzen Stummfilm mithilfe von Word eine wörtliche Rede verfassen.
Das LMZ wird am 13. Oktober 2015 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart einen Bildungskongress veranstalten, der sich ausschließlich mit der „Leitperspektive Medienbildung“ in den neuen Bildungsplänen beschäftigt. Anmeldungen sind ab sofort möglich unter www.lmz-bw.de/kongress
Notenverwaltung digital
Bei Benjamin Dorer, Gerhard Esser und Simon Kirchner vom LMZ lernten die Besucher alles über die Organisation von Unterricht mithilfe von Apps wie Teachertool oder Tapucate. Diese Apps helfen den Lehrern, ihren Unterricht zu planen und die Noten zu verwalten. Viele der Workshop-Teilnehmer hatten die hier vorgestellten Apps bereits im Einsatz und wollten von den Experten des LMZ mehr Tipps und Tricks erfahren. Simon Kirschner empfahl den Lehrkräften unter anderem regelmäße Datensicherungen von der App zu machen, da man im Falle eines technischen Defektes sämtliche Daten verliert. Einig waren sich die Lehrer/innen alle im praktischen Nutzen der Apps. Jens-Ulrich Eisert, Lehrer am Bildungszentrum Bretzfeld, hob hervor, dass er mithilfe der Lehrerwerkzeuge den Notenstand der Schüler ständig parat hat, was besonders bei Schüler- und Elterngesprächen hilfreich sei.
Digitale Angebote für den Sprachunterricht
Wer wissen wollte, ob Computerspiele nur zur Freizeitunterhaltung gedacht sind, war im Workshop von Wilfried Wieland gut aufgehoben. Der Experte vom Kreismedienzentrum Künzelsau zeigte den Lehrern, dass Computerspiele mittlerweile zum Kulturgut unserer Gesellschaft gehören und stellte anhand von Praxisbeispielen verschiedene Handlungsmöglichkeiten vor. Einen Raum weiter erklärte Tobias Endres vom Mattias-Grünewald-Gymnasium Taubersbischofsheim die Vorteile der Präsentationssoftware Prezi. Bei Prezi beginnt der Benutzer mit einem leeren Blatt und legt Informationen ohne einer vorher festgelegten Struktur darauf ab. Nach Ansicht von Tobias Endres entspricht dies viel mehr dem freien Arbeiten der Schüler, weswegen Prezi bei immer mehr Abituraufgaben als Präsentationswerkzeug eingesetzt wird. Aber auch Fremdsprachen sind ein ideales Einsatzgebiet digitaler Medien. Ulrike Schweiger zeigte in ihrem Workshop „Mit Kopfsprung ins Sprachbad“ wie mithilfe von Planet Schule modernes, mediengestütztes Lernen und Unterrichten möglich ist. Die Teilnehmer konnten im Praxisteil an PCs das vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen getragene didaktische Angebot von Planet Schule selber ausprobieren.
Mit Spezialkameras fremde Welten erschließen
In den Workshops durfte auch angefasst und selber ausprobiert werden. Bei Christian König, dem Leiter des Kreismedienzentrum Künzelsau, fanden sich die Teilnehmer in einem naturwissenschaftlichen Labor wieder. Insekten, Werkzeuge und süße Stückchen konnten mithilfe von Endoskopen, Wärmebildkameras und digitalen Mikroskopen untersucht und vergrößert werden. Durch diese digitale Technik können beispielsweise Gegenstände noch detaillierter dargestellt und damit anschaulicher präsentiert werden. Lehrkräfte können die Spezialkameras beim Kreismedienzentrum Künzelsau ausleihen oder für teilweise unter hundert Euro selber kaufen.
„Durchweg positives Feedback“
Ein wenig erschöpft aber überglücklich war am Ende eines langen Tages der Leiter des Kreismedienzentrums, Ulf Neumann: „Wir sind sehr begeistert über die Resonanz, den Zuspruch und das durchweg positive Feedback." Sein Fazit lässt auf weitere Distelhäuser Medienwerkstätten hoffen.
Die Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg will Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen beim Umgang mit Medien unterstützen. Dazu organisieren jedes Jahr 60 Stadt- und Kreismedienzentren zusammen mit dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg landkreisbezogene Medienkompetenztage. Aktuelle Fragestellungen aus dem Bereich der Medienbildung werden aufgegriffen, entsprechende Modelle und Projekte vorgestellt und medienpolitisch tätigen Institutionen die Möglichkeit zur Präsentation gegeben.