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Calw 2015

Medienkompetenztag: Zukunft Medienbildung, „Wohin geht die Reise...?“

Im Rahmen der Initiative Kindermedienland und des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg (LMZ) fand am Dienstag, den 27. Oktober 2015 im Kreismedienzentrum Calw der erste eigene Medienkompetenztag statt. Zu dieser Veranstaltung wurden im Vorfeld durch Herrn Landrat Riegger ganz bewusst alle Schulleiterinnen und Schulleiter sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises eingeladen. Ziel der Veranstaltung war, der Zielgruppe aufzuzeigen, was in Zukunft auf unsere Schulen in Sachen Medienbildung und Medientechnik zukommen wird. Insbesondere in Richtung der Schulträger sollte ein Impuls gesetzt werden, dass Medienbildung in Zukunft in der Infrastruktur große und zukunftsfähige Investitionen benötigt, damit unsere Schüler für den Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalen Vergleich wieder aufrücken können.

Begrüßt wurden die anwesenden 50 Gäste durch Herrn Dr. Wiehe, erster Landesbeamter des Landkreises, sowie den Leiter des Kreismedienzentrums Herrn Michael Rotter, welcher durch den Nachmittag moderierte. Drei hochkarätige Referenten waren hierzu eingeladen und schon die Themen versprachen einen interessanten Nachmittag.

Kraft forderte zeitgemäße Technik an Schulen

Das erste Impulsreferat wurde von Herrn Kraft, Direktor des LMZ gehalten, welches mit einem Bild begann, dass allen Beteiligten in Erinnerung bleiben wird. Gezeigt wurde ein Operationssaal aus den 70er-Jahren, mit der Fragestellung, ob man sich mit der damaligen Technik auch noch heute operieren lassen würde. „Sicherlich nicht“, war die einhellige Meinung der Beteiligten. Danach wurde ein Klassenzimmer aus der gleichen Zeit gezeigt - mit ähnlicher Fragestellung, allerdings mit dem Unterschied, dass viele Klassenzimmer, im Gegensatz zu unseren heutigen OP´s, immer noch gleich aussehen. Es wurde festgehalten, dass der heutige Stand der Technik in unseren Schulen immer noch nicht selbstverständlich ist.

Landesmedienzentrum unterstützt bei der Umsetzung der Leitperspektive Medienbildung

Dabei müssten sich auch die Schulen auf die veränderten Bedingungen einer digitalisierten und medialisierten Welt einstellen. „Es sei sehr wichtig, dass wir die Menschen und vor allem die Jugendlichen auf diese sich veränderte Welt vorbereiten, dass wir ihnen Werkzeuge an die Hand geben, wie sie sich in dieser Welt verantwortlich für sich selbst – aber auch gegenüber ihren Mitmenschen bewegen können“. Baden-Württemberg greift mit den neuen Bildungsplänen, die ab 2016 in Kraft treten, diese Entwicklungen auf und führt die Leitperspektive Medienbildung verbindlich in allen Fächern und Klassenstufen ein. Darüber hinaus wird es einen Basiskurs Medienbildung in Klasse 5 geben, der einheitliches Grundlagen-Wissen bei allen Schülerinnen und Schülern schaffen soll. „Um Sie bei der Umsetzung dieser Leitperspektive zu unterstützen, bereitet das LMZ derzeit zahlreiche Angebote vor. Dazu gehören Beratung vor Ort durch medienpädagogische Berater/innen, dazu gehören Medien zum Einsatz im Unterricht, dazu gehören fachspezifische Unterrichtseinheiten und Umsetzungsbeispiele für den Basiskurs und vieles mehr“.

Prof. Dr. König: Studien über Lernende nicht hilfreich

Im Anschluss trat Herr Prof. Dr. König, Leiter der SRH Calw, vor die Teilnehmer und brachte die Anwesenden mit seinem Thema „Lerner der Zukunft“ zum Nachdenken. In seinem Vortrag wurde solgleich darauf aufmerksam gemacht, dass Medien unsere Lerner nicht in Zukunft verändern werden, sondern diese schon längst verändert haben. Zahlreiche Studien würden dies bereits belegen, doch gab er gleichzeitig zu bedenken, dass diese Studien kritisch hinterfragt werden müssen. Typische Vorurteile unserer jetzigen Generation, der jetzigen Lerner, welche gerne aus den Studien abgeleitet werden, seien oftmals empirisch nicht nachweisbar und auch in der eigenen prüfenden Beobachtung und Hinterfragung nicht haltbar. Herr Prof. König gab deshalb auch zu bedenken, dass solche Studien und die daraus resultierende Stereotypen zum Verstehen von Veränderungsprozessen nicht hilfreich seien und auch untauglich sind um letztendlich daraus Konzeptionen ableiten zu wollen, die allgemeingültig richtig sein könnten.

"Niederschwellige Maßnahmen oft effektiver als kostenspielige Maßnahmen"

Letztendlich seien laut Prof. König Entwicklungen früh zu beobachten und können somit mit ein wenig Aufmerksamkeit auch erkannt werden. Bildungsträger könnten entsprechend den „Markt“ selbst analysieren lassen, welche Veränderungen in Bezug auf Lernanforderungen erwartbar sind, dies wäre durch Quervergleiche verschiedener wissenschaftlicher Arbeiten oder auch im Dialog mit den Nutzern (Schülern) und diversen Partnern möglich. Aus solchen Wahrnehmungen würden sich dann entsprechende Handlungsmaßnahmen ableiten lassen. Am Schluss wurde noch darauf eingegangen, dass der Mensch mit seinen Verhaltensstrukturen wichtiger sei als materielle Infrastrukturen. Maßnahmen vor Ort in Schulen sollten sich nicht durch technische Möglichkeiten ableiten lassen sondern von Bedürfnissen und Notwendigkeiten. Oftmals würden auch smarte, niederschwellige und leicht veränderbare Maßnahmen mehr bringen als wertvolle teure sowie langfristig festgelegte Maßnahmen.

Celik: Technische Innovationen stellen Menschheit vor massive ethische Probleme

Als letzter Gastredner trat Herr Aytekin Celic mit dem Thema Medien der Zukunft in Aktion. Dieser fesselte gekonnt die Zuhörer in fast unglaubliche Sphären, denn die Medientechnik sei im Moment auf dem Weg zu einem neuen Quantensprung. Dies hätte eine Veränderung der Internetstruktur von ursprünglich 32bit- auf 128bit-Technik möglich gemacht. Er zeigte auf, womit wir uns, nicht nur als Lehrer, in Zukunft auseinandersetzen müssten. Dabei sei die Google-Brille, welche die Daten direkt auf die Netzhaut projiziere und noch nicht einmal wirklich auf dem Markt gekommen sei, schon durch die Kontaktlinse mit der gleichen Funktion in Insiderkreisen ersetzt worden. Dass Daten auf die Netzhaut projiziert werden sei in ca. 5 Jahren Standard. Somit seinen Smartphone, Tablet und Co. in diesem kurzen Zeitraum bei unseren Kinder und Jugendlichen wahrscheinlich schon nicht mehr angesagt. Auch die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Technik im Moment weiterentwickelt, sei für die meisten Menschen nicht vorstellbar, da diese im exponentiellen Bereich stattfinden würde und dies ein grundsätzliches Problem der Menschen sei, sich dieses auch nur ansatzweise vorstellen zu können. Hier würden die großen Firmen wie Google, Amazon, Apple und Co. ebenso unvorstellbare Investitionen tätigen, welche die gesamte heutige Technik nochmals toppen würden. Allerdings gab er auch zu bedenken, dass die dadurch immer intelligenter werdende Technik die Menschheit vor neue ethische Probleme stellen wird, die noch von keiner Nation wirklich hinterfragt worden seien.

Rotter: Gute WLAN-Ausleuchtung sollte an Schulen zum Standard gehören

Am Ende der Veranstaltung machte Herr Rotter nochmals darauf aufmerksam, dass er und sein Team, welches aus der Schulnetzberatung durch Herrn Morten Bentzien und der medienpädagogischen Beratung durch Herrn Frank Holzhauer besteht, sowohl den Schulen als auch den Schulträgern jederzeit zur Verfügung stehe. Eine wirklich zukunftssichere Investition der Schulen im Landkreis Calw sei, dass jegliche Schule ihre Infrastruktur in Bezug auf das Internet auf den neuesten und schnellstmöglichen Stand bringen müsse. Auch eine gute WLAN-Ausleuchtung der Schulen müsse zum Standard gehören, damit wir Medienbildung in Zukunft selbstverständlich umsetzen könnten.

Kontakt

Medienpädagogische Beratungsstelle
0711 2850-777
beratungsstelle@lmz-bw.de