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Safer Internet Day 2015

Auftaktveranstaltung der Medienkompetenztage 2015

"Jede Woche habe ich es mit Cybermobbing zu tun" – Am Safer Internet Day berichten Pädagogen von ihrem Arbeitsalltag

Rund 250 Besucher kamen am 10. Februar 2015 ins Stuttgarter Haus der Wirtschaft zur Veranstaltung der Initiative Kindermedienland am Safer Internet Day.  Sie informierten sich über aktuelle Entwicklungen der Mediengesellschaft und der Medienpädagogik.

Digitale Medien wie Internet und Smartphone gehören heutzutage zum Alltag der Heranwachsenden. Für Fachkräfte im Bereich Erziehung und Bildung stellt sich dabei die Frage, wie man die Kinder und Jugendlichen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Medien anleiten kann. Zum Safer Internet Day – gleichzeitig  Auftaktveranstaltung zu den regionalen Medienkompetenztagen - waren Experten eingeladen, die sich mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen sollten: Wie verändert sich das Aufwachsen in der digitalen Gesellschaft? Brauchen wir einen sozialen Kodex für das Netz? Welche Apps eignen sich für die Schule? Wie hilft man Jugendlichen, die mit dem Phänomen "Sexting" konfrontiert werden?

  1. 1
    Die Virtuelle Welt ist für Jugendliche real (Vortrag 1)
  2. 2
    Fleischgewordene Mathematik beherrschen (Vortrag 2)
  3. 3
    No Facebook at school? – Was dann? (Podiumsdiskussion 1)
  4. 4
    Fachforen 1 - 4
  5. 5
    Google – Macht und Möglichkeiten (Podiumsdiskussion 2)
  6. 6
    Erwartungen der Besucher

Die Virtuelle Welt ist für Jugendliche real (Vortrag 1)

Der Soziologe Dr. Jan-Hinrik Schmidt vom Hans-Bredow-Institut Hamburg stellte anhand mehrerer Studien dar, dass man heute nicht mehr von einer autarken virtuellen Welt sprechen kann. Die virtuelle Welt müsse vielmehr als Teil des Alltags der Nutzer betrachtet werden, in der er real lernt, arbeitet, kommuniziert und sich unterhält. Damit sich Heranwachsende vom passiven Konsumenten zum selbstbestimmten Nutzer entwickeln, müssen sie eine Reihe von Schlüsselkompetenzen erlernen. Schmidt nannte als zentrale Kompetenzen u. a. die Qualität von Informationen einschätzen zu können, situationsgerecht zu kommunizieren und sich in vernetzten Öffentlichkeiten orientieren zu können.

Vortrag "Digital ist überall: Jugend in der digitalen Gesellschaft" zum Download (PDF)

Ausführlicher Bericht zum Vortrag von Dr. Jan-Hinrik Schmidt

Fleischgewordene Mathematik beherrschen (Vortrag 2)

Wie Schülerinnen und Schüler lernen, "fleischgewordene Mathematik" in Form von Computern und Software zu bändigen, erklärte Prof. Dr. Heidi Schelhowe von Universität Bremen. Sie fordert von deutschen Schulen, dass sie im Unterricht Informationsstrukturen sichtbar und greifbar machen. Dies könne mithilfe von software-gesteuerten Robotern, wie sie etwa mit Lego Mindstorms konstruiert werden können, gelingen. So treffen digitale Wirklichkeiten auf produktives Handeln und werden dadurch besser verständlich. Leider ist laut Schelhowe der Informatikunterricht an deutschen Schulen noch weit davon entfernt, integrativ, kollaborierend und kommunikativ zu sein. Um hier Anregungen zu geben, stellte sie eine Reihe von Projekten vor, in denen Heranwachsende die Zusammenhänge von Soft- und Hardware besser verstehen lernen.

Vortrag "Digitale Medien in der Bildung" zum Download (PDF)

Ausführlicher Bericht vom Vortrag von Dr. Heidi Schelhowe

No Facebook at school? – Was dann? (Podiumsdiskussion 1)

Unter dieser Fragestellung fand eine Podiumsdiskussion statt, bei der über den Einsatz von Facebook zu schulischen Zwecken debattiert. Referent beim Datenschutzbeauftragten des Landes, Dr. Walter Kicherer, betonte, dass es sich bei der Beziehung zwischen Schüler und Lehrer immer um eine dienstliche Beziehung handelt und demzufolge zur Kommunikation nur Plattformen eingesetzt werden dürfen, die den aktuellen Datenschutzbestimmungen entsprechen. „Facebook zählt da eindeutig nicht dazu“. Die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sich darüber einig, dass Facebook im Jahr 2015 für die meisten Heranwachsende nicht mehr die Attraktivität habe wie vor einigen Jahren noch. Stattdessen müsste man sich stärker mit den Alternativen wie Snapchat und WhatsApp auseinander setzen. Der Direktor des Landesmedienzentrums (LMZ) Baden-Württemberg, Wolfgang Kraft wies darauf hin, dass momentan am LMZ ein sicherer "Lernraum" für Schulen entwickelt wird, in dem gemeinsames Arbeiten und Kommunizieren für Lehrkräfte und Schüler möglich ist.

Zusammenfassung der Podiumsdiskussion (folgt)

Fachforen 1 - 4

Am Nachmittag hatten die Besucher vier Fachforen zur Auswahl:

Informationen zu Forum 1 – Apps: „You never walk alone – Apps und ihre Verbindung zur Jugendwelt“

Informationen zu Forum 2 – Datenschutz: „Datenschutz – Wohin im Zeitalter von Internet und Smartphone?“

Informationen zu Forum 3 – Werte: „Brauchen wir einen Werte-Kodex fürs Netz?“

Informationen zu Forum 4 – Sexting: „Sexting unter Jugendlichen? Phänomen, Motive, Folgen und Ideen für den Umgang in der Schule.“ (folgt)

Google – Macht und Möglichkeiten (Podiumsdiskussion 2)

Welche Macht und Möglichkeiten hat Google und welche Rolle spielt dabei die Medienkompetenz? Zum Abschluss des Tages wurde diesen Fragen in einer Podiumsdiskussion diskutiert. Johannes Kaufmann, Abteilungsleiter Strategie und Distribution bei SWR Online, ging in einem Impulsvortrag auf die breit gefächerten Unternehmensbereiche von Google ein. Daraufhin unterhielten sich Ingrid Bounin, Leiterin des Referats Medienbildung am LMZ Stuttgart, Michael Rotter, Leiter des Medienzentrums Calw, Aytekin Celik, medienpädagogischer Referent und Sarah Schroth, Schüler-Medienmentorin über die Bedeutung des US-amerikanischen Unternehmens und seine Alternativen .

Zusammenfassung der Podiumsdiskussion

Erwartungen der Besucher

Wir wollten von den Veranstaltungsbesuchern wissen, in welchen Bereichen sie tätig sind und mit welchen Erwartungen sie zur Auftaktveranstaltung gekommen sind. Wir haben die unterschiedlichsten Antworten bekommen. Hier eine Auswahl:

"Ich bin Lehrer an einem Gymnasium und bin da der Präventionsbeauftragte. Von der Veranstaltung heute erhoffe ich mir neue Impulse und von den Fachforen auch konkrete Anweisungen." (Jens R., Lehrer aus Stuttgart)

"Ich bin Präventionsbeamter bei der Polizei und habe 32 Schulen in meinem Zuständigkeitsbereich, bei denen ich mich um die Medienkompetenz kümmere. Unsere Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler in der siebten Klasse. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf Straftaten, die im Internet begangen werden können, z. B. Verletzung vom Recht am eigenen Bild oder Weitergabe von pornografischen Schriften. Aktuell behandeln wir an allen Schulen gerade das Thema 'Cybermobbing', sowie das Thema 'Sexting'. Wir bringen den Schülerinnen und Schülern primär gegenseitigen Respekt bei." (Polizeibeamter Referat Prävention)

"Ich wollte heute meine netten Kollegen treffen und mich über aktuelle Trends informieren. Darüber hinaus interessiert mich, wie Medien in der Schule sicherer werden." (Stefanie F., freie Referentin)

"Mein Interesse ist von der Elternseite her allgemein die Medienpädagogik. Dann ist der Jugendmedienschutz bzw. digitale Resilienz ein ganz wichtiges Thema. Ein anderes wichtiges Thema ist die Medienkompetenz, wie sich diese an den Schulen verorten lässt. Es wird ja gerade viel über den Bildungsplan diskutieret." (Carsten Rees, Vorsitzender des Landeselternbeirats)

"Ich mache an einer Schule im Schwarzwald-Baar-Kreis Einzelfall-Beratung und Präventionsangebote. Cybermobbing ist ein ständiges Thema, genauso wie Familienprobleme. Fast jede zweite Woche habe ich mit einem Cybermobbing-Fall zu tun, wobei die Dunkelziffer sehr hoch ist. Ich möchte mir heute im Sexting-Forum fachliches Wissen holen. Dieses Thema kommt auch sehr häufig vor." (Isabell B., Schulsozialarbeiterin)

"Wir geben Fortbildungen zu den Medienwelten unsere Schüler und Schülerinnen. Da wollen wir mit den Kollegen in den Alltag unserer Kids eintauchen. Bei den Jugendlichen ist ja Facebook mittlerweile total out und WhatsApp das Thema. Das brennt dann den Lehrern auf den Nägeln, weswegen wir auch hier auf der Auftaktveranstaltung sind. Viele Lehrer sind zwar auch auf WhatsApp angekommen. Unser Apell lautet aber, nach Alternativen zu suchen, bei denen die AGBs für Jugendliche geeigneter sind und bei denen die Server in Europa stehen. Chiffry aus Deutschland wäre so eine Empfehlung." (Sebastian F. und Barbara K., Lehrerfortbildner im Regierungspräsidium Tübingen)

"Ich arbeite als Schulsozialarbeiterin an der Gemeinschaftschule in Maulburg. Ich bin recht neu dabei und erwarte von der Veranstaltung neue Einblicke zum Thema Medien. Ein recht häufiges Thema an der Schule ist Cybermobbing." (Nadja B., Schulsozialarbeiterin)

"Ich arbeite für die Villa Schöpflin in Lörrach. Das ist ein Zentrum für Suchtprävention für Kinder und Jugendliche. Wir machen Prävention zu den Bereichen Alkohol, Tabak, Cannabis und Neue Medien. Bei den Medien wollen wir der schädlichen Mediennutzung vorbeugen und Jugendliche sensibilisieren." (Katja H., Suchtprävention)

"In unserem Berufsbild haben wir es rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche mit Medien zu tun. Wir haben die Verantwortung, dass unsere Jugendlichen vernünftig mit dem Medien umgehen, da in unseren Einrichtungen viele Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien kommen. Als Heimerzieher erzählen uns unsere Jugendlichen, welche Pornos sie im Internet angeschaut haben und wie lange sie den ganzen Tag Online-Games gespielt haben. Die Eltern vernachlässigen die Kinder leider stark und eine Computerkonsole fungiert teilweise als Babysitter." (Alexander P., Jugend- und Heimerzieher)

"Ich unterrichte Medienpädagogik in der Berufsvorbereitung. Den Umgang mit Handys zu verbieten ist Quatsch. Die Schülerinnen und Schüler müssen lernen, wie man damit umgeht und wir müssen lernen, das irgendwie in den Unterricht einzubauen." (Helmut S., Sozialpädagoge)

Die Veranstaltung zum Safer Internet Day ist gleichzeitig Auftakt zu den regionalen Medienkompetenztagen und damit Teil der Initiative Kindermedienland. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, zur Stärkung der Medienkompetenz in Baden-Württemberg beizutragen.

Kontakt

Medienpädagogische Beratungsstelle
0711 2850-777
beratungsstelle@lmz-bw.de